EMVCo publiziert Standard für einen Contactless Kernel

Gute Neuigkeiten für die Payment Industrie, denn das globale technische Gremium EMVCo hat angekündigt, dass es eine eigene EMV «Contactless Kernel» Spezifikation zur Vereinfachung und Förderung der globalen kontaktlosen Zahlungsakzeptanz entwickelt. Nach einer detaillierten Prüfung mit den Mitgliedern von EMVCo im Februar und März liegt nun ein Entwurf der Spezifikation auf der EMVCo Website zur öffentlichen Einsicht vor. EMVCo beabsichtigt, die endgültige Spezifikation noch in diesem Jahr zu veröffentlichen, sobald diese vom EMVCo Beirat genehmigt wurde.

Ein kontaktloser Kernel bietet eine Reihe von Funktionen für Zahlungsakzeptanzgeräte (z. B. Zahlterminals und Geldautomaten) zur Abwicklung kontaktloser Transaktionen. Derzeit sind mehr als 20 verschiedene «Contactless Kernel» auf der Welt im Einsatz, die Technologieanbieter
und die grossen «Schemes» verwenden, um Produkte bereitzustellen, die es Händlern ermöglichen, kontaktlose Zahlungen zu akzeptieren. Die Komplexität und die Kosten für die Wartung dieser Multi-Kernel-Umgebung sind eine wachsende Herausforderung für die Zahlungsindustrie.
Die EMV «Contactless» Kernel Spezifikation zielt darauf ab, diese Herausforderung anzugehen, indem sie «eine» EMV-Kernel-Spezifikation zur Verfügung stellt, die alle Beteiligten im Laufe der Zeit für globales kontaktloses Bezahlen verwenden können. Akzeptanz unter den gleichen gebührenfreien Bedingungen wie die EMV «Contact» Spezifikation.

Auch für die Schweiz ist dies sehr erfreulich, denn mit mehr als 100 Kartenprodukten im «Private Label» Bereich beschäftigt sich die Industrie seit längerer Zeit mit der Aufgabe eine standardisierte und lizenzfreie Möglichkeit zu schaffen, um die «Contactless» Technologie an allen bestehenden Zahlterminals zu ermöglichen. Aktuell sind die Anbieter gezwungen entweder einen «Contactless Kernel» der «Schemes» für viel Geld zu lizenzieren, auf proprietäre «Contactless Kernels» wie CPACE, PURE oder WLA zu setzen, welche aber nicht weit verbreitet sind und somit eine schlechte oder gar keine Akzeptanz vorweisen können oder weiterhin auf die veraltete «Magstripe» Technologie zu setzen.

Alle diese Probleme könnten mit diesem Schritt seitens EMVCo nun gelöst werden, indem sich die Industrievertreter einigen, dass dieser Standard als lizenzfreier «Contactless» Kernel eingesetzt und flächendeckend auf den Terminals unterstützt wird. Die Schweiz bietet die besten Voraussetzungen, dass eine solche Einigung erzielt werden könnte, da mit dem ep2 Protokoll und dem Verband Technical Cooperation ep2 die entsprechenden Vertreter bereits seit über 20 Jahren an einem Tisch sitzen.

Eine solche Entwicklung würde nicht nur für die Karteninhaber Vorteile bieten, indem einerseits die Vielfalt der Kartenprodukte steigt und andererseits deren Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit erhöht wird, sondern auch die Händler würden davon profitieren, da die Akzeptanz einer «Private Label» Karte grundsätzlich günstiger ist (3-Parteien System anstatt eines 4-Parteien Systems). Zuletzt würden auch die Terminal Hersteller davon profitieren, denn sie könnten einerseits das Marktbedürfnis befriedigen und andererseits ihre Entwicklungskosten senken, indem die Anzahl der zu unterstützender «Contactless» Kernels gesenkt wird.