Wieso der EFT-Markt in der Schweiz bereits jetzt offen für alle ist

In einem jüngst erschienen Artikel wird postuliert, dass durch das Co-Branding (der technisch korrekte Begriff wäre Co-Badging) der PostFinance Card der EFT-Markt in der Schweiz geöffnet wird. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass durch den ep2 Standard und dessen Implementationsaufwand ausländische Acquirer faktisch ausgeschlossen werden. Diese Aussage ist natürlich falsch, genau das Gegenteil ist der Fall (was übrigens auch offiziell von der WEKO im Zusammenhang mit dem DCC Urteil gegen die SIX bestätigt wurde):

Indem durch ep2 ein standardisiertes EFT Protokoll in der Schweiz etabliert wurde, ist der Markt für ausländische Acquirer völlig offen, denn ein Acquirer kann nur dann seine Dienstleistungen anbieten, wenn die POS Infrastruktur (Terminal) offen ist und ein Händler einfach und ohne Neuinvestitionen (Kauf neuer Terminals) wechseln kann, was ja genau der Grundgedanke (Multi-Host Prinzip) von ep2 ist und durch die Mitgliedschaft des VEZ in ep2 unterstrichen wird. Zudem entsteht durch ep2 eine technische Entflechtung des Acquirers und des Terminalherstellers, so dass ein neuer Acquirer grundsätzlich am Markt teilnehmen kann, ohne ein eigenes Terminal im Portfolio zu haben (es ist klar, dass alle grösseren Acquirer grundsätzlich eine «Enabling» Strategie verfolgen und neben dem Acquiring gleichzeitig auch als Terminalhersteller auftreten (mit eigenen Produkten oder mit einem Whitelabel Partner) Im Gegensatz zu Acquirern aus dem Ausland, welche Terminals mit proprietären EFT Protokoll anbieten und somit den Händler bewusst «einschliessen» und somit die Acquirer Wahlfreiheit zu einem späteren Zeitpunkt verunmöglichen, ist dies bei inländischen ep2 Acquirern grundsätzlich nicht der Fall.

Als Beispiele aus dem Ausland können FirstData und Nets (ehemals Concardis) genommen werden, welche genau deswegen in den CH Markt vorstossen konnten und neben SIX, Aduno, etc, den Markt erweiterten. Dass die Schweiz auch von den europaweiten Konsolidierungen im Acquirer Markt betroffen ist und so die Wahlfreiheit kleiner geworden ist, hat nichts mit ep2 zu tun.

Auch die Tatsache, dass es in der Schweiz eine Fülle von «domestischen private Label» Acquirern gibt (von welchen PostFinance einfach der bekannteste ist) und deren Umsatz und Reichweite (abgedecktes Kartenportfolio) um Faktoren kleiner sind wie bei der PostFinance oder bei einem Mastercard/Visa Acquirer, wiederlegt klar das Kostenargument. Genau das Gegenteil ist der Fall, ohne ep2 könnten kleine Acquirer und Issuer mit ihren Dienstleistungen und Produkten gar nicht existieren!

Somit sollte sich kein Händler, der viele PostFinance Card Transaktionen macht, von der allfälligen Schlussfolgerung täuschen lassen, dass durch einen Wechsel auf einen ausländischen Acquirer (non-ep2), welcher aus Sicht der Akzeptanz durch das Co-Badging der PostFinance Card mit einer Debit Mastercard möglich wird, die Kosten für eine PostFinance Card Transaktion fallen werden. Genau das Gegenteil ist der Fall: bei einem ausländischen Acquirer (non-ep2) werden neu die Händlergebühren von Debit Mastercard anfallen, denn in diesem Fall wird die Transaktion über das Vierparteiensystem von Mastercard verarbeitet (und nicht direkt wie bei ep2 über das Dreitparteien System der PostFinance) und eine Debit Mastercard Transaktion kostet den Händler Faktoren mehr wie eine PostFinance Transaktion, was inzwischen aufgrund des allgemeinen Wechsels der inländischen Banken von MaestroCH auf Debit Mastercard jedem Händler bewusst sein sollte (denn bei durchschnittlichen Transaktionsbeträgen sind die Händlergebühren von MaestroCH und PostFinance bei den günstigsten Gebühren zu finden)

Zudem sollte sich jeder Händler mit einem wesentlichen Transaktionsvolumen genau überlegen, ob er auf ein Cross-Border Acquiring (non-ep2) setzen möchte, denn wie bereits erwähnt verliert er durch die proprietäre Terminal Infrastruktur nicht nur die nachträgliche Wahlfreiheit des Acquirers, sondern auch die Möglichkeit die über 120 domestischen, kartenbasierten Zahlungsmittel in der Schweiz zu akzeptieren. Abschliessend darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass ein ep2 Terminal im Gegensatz zu billigen ausländischen Geräten einen massiv höheren Funktionsumgang (Transaktionstypen) besitzt und zudem nicht nur kartenbasierte Zahlungsmittel akzeptiert, sondern z.B. auch QRC basierte Zahlungsmittel aus dem In- und Ausland wie z.B. Twint, WeChatPay und AliPay.